
Mir geht so viel durch den Kopf. So viele Gedanken und Gefühle. Es ist alles da, ganz klar und deutlich. Und trotzdem sitze ich hier vor einer leeren Seite und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Heute ist mein letzter freier Tag. Ich sitze in einem Cafe und trinke eine Chai Latte. Ab und zu schaue ich aus dem Fenster und beobachte die Menschen draußen auf der Straße. Das letzte Mal, als ich hier saß, habe ich an meiner Bachelorarbeit geschrieben. Meine Bachelorarbeit. Mein Studium. Die letzten dreieinhalb Jahre. Zu Ende.
Ja, Ihr habt richtig gelesen. Seit Ende März, kurz vor Ostern, schimpfe ich mich ganz offiziell Bachelor of Science. Eigentlich wollte ich die letzten Monate beides tun: An meiner Bachelorarbeit schreiben und parallel etwas bloggen. Vielleicht nicht wöchentlich, aber hin und wieder. Unregelmäßig. Ich bin ehrlich, die Zeit hätte ich gehabt. Warum es trotzdem zu einer spontanen, ungeplanten dreimonatigen Blogpause kam?
Zum einen hatte ich nach 60 Seiten Bachelorarbeit irgendwie keine Lust mehr noch weiter zu schreiben, auch nicht an einem Blogpost. Ich steckte mit dem Kopf teilweise so tief in einem Thema aus dem Bereich theoretische Informatik, dass es mir schwer fiel, mich danach noch auf so etwas „banales“, wie Naturkosmetik, zu konzentrieren. Mir fehlte in der Zeit einfach meine Kreativität. Auch auf Instagram hatte ich, Dank doofer Algorithmen & Co, wenig Lust, so dass es auch auf diesem Kanal relativ ruhig zuging. Manchmal scrollte ich sogar wochenlang nicht einmal durch meinen eignen Feed von Accounts, denen ich folgte.
Ich war gesättigt. Übersättigt. Gemerkt habe ich es ganz extrem auch auf der Vivaness. Ich weiß, ich sollte dankbar sein, dass ich durch meinen Blog die Möglichkeit habe die weltgrößte Fachmesse für Naturkosmetik zu besuchen, Kontakte zu knüpfen und neue Marken und Produkte kennenzulernen, noch bevor diese in Deutschland erhältlich sind. Eines ging mir über die letzten Jahre dennoch immer mehr verloren: der Nachhaltigkeitsaspekt, der für mich klar auch mit Naturkosmetik verbunden ist. Wenn man immer wieder neue Produkte zugeschickt bekommt (und ich treffe schon eine gute Vorauswahl und lehne viele Anfragen im Vorfeld ab), kommt man irgendwann nicht mehr hinterher mit dem Ausprobieren und Testen. Mir jedenfalls erging es so.
Bei mir führte das in der letzten Zeit immer mehr zu einer gewissen Unzufriedenheit. Auf der einen Seite wurde ich den Marken und Produkten nicht gerecht, die ich nicht schaffte zu testen. Auf der anderen Seite hatte ich aber auch genug vom Testen um des Testens Willens. Ein Produkt nachkaufen, das mir gefallen hat? Damit ich noch weniger Zeit und Gelegenheit habe, die bereits vorhandenen endlich mal zu benutzen? Ich habe nur ca. 6 qm Haut. Wo zum Teufel soll ich mir die unzähligen Cremes hinschmieren?
Etwas Gutes hatte, wohl gerade deswegen, die Abstinenz der letzten Monate: Ich schaffte es mit etwas Abstand im Kopf mich von einigen Dingen zu lösen – auch im materiellen Sinne. Zwar habe ich vorher auch schon regelmäßig Produkte aussortiert, die ich nicht (mehr) benutzt habe und damit Familie und Freunde versorgt, allerdings habe ich auch einiges aufgehoben, weil ich es irgendwann mal testen wollte, um darüber zu bloggen. Seien wir ehrlich, es waren überwiegend Produkte, die ich wohl eh nicht benutzt hätte. Ich wollte es zwar, weil das Produkt oder die Marke spannend für den Blog gewesen wäre, trotzdem gab ich immer wieder anderen den Vorzug. Sprich, ich habe z.B. eine Gesichtscreme ohne Alkohol und deklarationspflichten Allergenen einer anderen mit diesen Inhaltsstoffen vorgezogen. Aussortiert habe ich sie dennoch nicht. Bis ich kurz nach der Vivaness einen Rappel bekam und kurzen Prozess machte.
Ich war rigoros. Ich war streng. Ich trennte mich nicht nur von unbenutzten Produkten, sondern befreite mich damit gleichzeitig auch von altem Ballast. Ich sage Euch, es tat so gut! Je mehr ich aussortierte, desto mehr Lust bekam ich über die verbleibenden Produkte zu schreiben. Meine Kreativität kam Schritt für Schritt zurück. Nachdem ich lange Zeit immer mal wieder mit dem Gedanken spielte, das Bloggen aufzugeben, weiß ich hier und jetzt, dass ich das aktuell nicht kann und nicht möchte. Ich weiß aber auch, dass ich mir ganz viel Druck rausnehmen muss und werde. Noch dazu, wo für mich ab April der besagte Neuanfang beginnt: ein neuer Job.
Anders als geplant, werde ich mein Masterstudium nicht sofort aufnehmen, sondern erstmal die Chance, die sich mir ergeben hat, nutzen und arbeiten. Ich freue mich darauf. Ich freue mich auf wieder etwas mehr Struktur in meinem Alltag. Auf -so doof das klingt- Menschen, in meinem Alter, statt Kommilitonen, die fast 10 Jahre jünger sind als ich. Ich freue mich auf neue Kollegen und darauf wieder jeden Tag etwas zu lernen. Auf anderes Lernen, als im Studium, das ich persönlich als eher stumpf und wenig herausfordernd empfand. Ich freue mich aufs Denken. Ich freue mich darauf mich weiterzuentwickeln. Ja, ich freue mich selbst auf die Fehler, die ich machen und aus denen ich lernen werde.
Ein neuer Job heißt allerdings auch weniger Zeit und eine gewisse Umstellung. Einen neuen Rhythmus finden. Bis dahin, und weil ich mir selbst den Druck raus nehme, wird es hier vielleicht ruhiger zugehen. Vielleicht auch nicht. Vielleicht werde ich regelmäßig, einmal in der Woche, etwas veröffentlichen, vielleicht auch nur einmal im Monat. Vielleicht unregelmäßig. Wer weiß das schon? Was ich weiß, ist, dass ich mich auf die Reise freue und gespannt bin, wo mich das Ganze hinführen wird.